25.07.22

Energiewende in Bayern: Definitiv neben der Spur!

Das Bayerische Klimaschutzgesetz macht im Herbst das klimaneutrale Bayern bis spätestens 2040 zum Staatsziel. Damit will man fünf Jahre schneller als der Bund sein. Die Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) hat für den Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. – VBEW nachgeprüft, ob Bayern auf einem guten Weg ist, dieses Ziel auch rechtzeitig zu erreichen. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Bei keinem einzigen Indikator ist die Energiewende auch nur ansatzweise im Plan. Am plakativsten ist die Abweichung beim Zubau der Windkraft in Bayern. Nur rund 5 % des erforderlichen Anlagenzubaus wurde im Jahr 2021 erreicht. „Wir müssen uns dringend ehrlich machen. Wenn wir so weitermachen wie bisher, ist das klimaneutrale Bayern bis 2040 eine Illusion, allenfalls eine Politikshow zur Beruhigung der Bevölkerung“, so Detlef Fischer, Hauptgeschäftsführer des VBEW.

Die FfE hat die erstmals im September 2021 veröffentlichte Kurzstudie „Energiewende jetzt!“ auf Grundlage des tatsächlichen Fortschrittes im Jahr 2021 im Auftrag des VBEW aktualisiert. Anhand von acht beispielhaft ausgewählten wichtigen Indikatoren für den Erfolg der Energiewende wurde überprüft, ob Bayern „on Track“ ist. Das Ergebnis ist für Expert*innen wenig überraschend, aber trotzdem ernüchternd. Die erforderlichen Transformationsraten wurden im Jahr 2021 bei weitem nicht erreicht:

 

  • Zubau Photovoltaikanlagen: ca. 40 % (1.300 anstatt 3.260 MW)
  • Zubau Windkraftanlagen: ca. 5 % (25 anstatt 530 MW)
  • Sanierung/Einbau Heizungsanlagen: ca. 50 % (60.000 anstatt 118.000 Heizungen)
  • Sanierungsrate Wohngebäude: ca. 40 % (27.000 anstatt 65.000 Gebäude)
  • Installation Großbatteriespeicher: ca. 2 % (14 anstatt 835 MWh)
  • Installation Großelektrolyseure: 0 % (notwendig: 125 Stück)
  • Zulassung Fahrzeuge mit nachhaltigem Antrieb: 13 % (56.000 anstatt 447.000)
  • Neue/ertüchtigte Umspannwerke: 16 % (9 anstatt 55)

 

„Es muss schon noch ein gewaltiger Ruck durch dieses Land gehen. Die Umsetzung des klimaneutralen Bayern ist zwar eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, aber die Politik ist natürlich besonders gefordert. Wenn die Bayerische Staatsregierung überehrgeizige Ziel ausruft, muss sie auch überehrgeizig bei deren Umsetzung sein – und nicht nur mit dem Finger gen Berlin zeigen. Der Bayerische Staat muss mehr Druck auf seine Gemeinden und Bürger ausüben. Uns läuft die Zeit davon“, warnt Detlef Fischer.

Mit jedem Jahr der Zielverfehlung wird es schwieriger das Gesamtziel „Klimaneutralität Bayern 2040“ zu erreichen. Was in einem Jahr nicht geschafft worden ist, muss in den nächsten Jahren aufgeholt werden. Bayern muss sich bald ehrlich machen. Die Klimaneutralität im Energiesektor ist bis 2040 noch zu erreichen. Hierfür muss man nur den Energieverbrauch deutlich reduzieren und den Zubau der erneuerbaren Energien entsprechend forcieren. „Da ist für jedes Mitglied in unserer Gesellschaft eine große Aufgabe dabei“, stellt Detlef Fischer die simple Regel für die Energiewende auf.

Die VBEW Dienstleistungsgesellschaft mbH wird zum Jahreswechsel 2022/2023 auf Grundlage einer weiteren Studie der FfE für jeden Landkreis in Bayern den Handlungsbedarf aufzeigen. Derzeit sieht es so aus, als dass der sich gerne „grün“ gebende Landkreis Freising der letzte Landkreis in Bayern sein wird, der die Klimaneutralität schafft. „Derzeit weiß niemand, wie man das Energieverbrauchsmonster Flughafen im Erdinger Moos bei ehrlicher Analyse, d. h. bei Einbezug der getankten Kerosinmengen, jemals klimaneutral bekommen soll. Gott sei Dank sind da die Stromversorger schon viel weiter“, vergleicht Detlef Fischer das unterschiedliche Engagement der Wirtschaftszweige in den letzten Jahren.

 

Präsentation “Energiewende on Track? Fortschrittskontrolle zur Erreichung der bayerischen Klimaschutzziele“

 

 

 

 

Weitere Informationen:

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