Wird der Handlungsbedarf in der Bayerischen Wasserversorgung verschlafen?
Im Herbst 2021 hat die Expertenkommission „Wasserversorgung in Bayern“, bestehend aus acht Professor*innen, ihren Abschlussbericht veröffentlicht. Dieser enthält Empfehlungen, Handlungsoptionen und Lösungsansätze für eine sichere Wasserversorgung. Die Empfehlungen richten sich explizit an die Politik. Doch von Seiten der Bayerischen Staatsregierung hört man bisher nichts zur konkreten Umsetzung der Ziele. „Der extrem trockene März in diesem Jahr zeigt erneut, dass wir auch im Bereich der Wasserversorgung mit dem Klimawandel im Nacken keine Zeit mehr zu verlieren haben. Wir müssen die Wasserwirtschaft in Bayern zukunftssicher machen, um dauerhaft die bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser sicherzustellen. Da kann sich der Staat nicht einfach wegducken und muss die Strategie für die nächsten Jahrzehnte für die Wasserversorger vorgeben“, mahnt Detlef Fischer, Geschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. – VBEW.
Notwendige Klimaanpassungsmaßnahmen
Die Auswirkungen des Klimawandels sind zunehmend auch in Bayern mess- und spürbar, unter anderem durch Veränderungen der Niederschlagsmengen und -verteilung. In der Folge sind in einigen Regionen Bayerns seit Jahren sinkende Grundwasserpegelstände festzustellen. Das bedeutet nichts anderes als ein abnehmendes Wasserdargebot: Wasser wird mancherorts knapp werden. Die Expertenkommission postuliert, dass durch abnehmende Grundwasserneubildungsraten in den wasserarmen Regionen Bayerns mittelfristig Anpassungsmaßnahmen, beispielsweise auch mit dem Ausbau und Neubau von Talsperren, erforderlich werden. Die Schaffung überregionaler Versorgungsstrukturen ist ein wichtiger Baustein zur dauerhaften Sicherstellung der Wasserversorgung in Bayern. „Vor diesem Hintergrund haben wir uns über die aktuell geplante Änderung des Regionalplans der Region Würzburg gewundert“, stellt Detlef Fischer fest. Im Jahr 1985 wurde in eben diesem Regionalplan die Notwendigkeit einer Trinkwassertalsperre zur langfristigen Sicherstellung der Versorgung festgeschrieben. Als Standort wurde das Hafenlohrtal im Spessart ausgemacht. Zahlreiche Proteste gegen das Projekt waren die Folge. In den Jahren 2007 und 2008 gab es dann laut Änderungsbegründung den Beschluss, dass die Talsperre aufgrund dieser Proteste und durch zahlreiche weitere Maßnahmen in der Region nicht mehr notwendig sei. „Aufgrund der Tatsache, dass nun ein fast 15 Jahre alter Beschluss vor dem Hintergrund sich substanziell ändernder Rahmenbedingungen umgesetzt werden soll, halten wir vor finaler Aufhebung des Ziels ‘Trinkwassertalsperre im Spessart‘ zumindest eine fundierte Neubewertung der Lage für angebracht. Rausgestrichen aus der Planung ist schnell, wieder reingeschrieben dauert in unserem Land aber Jahrzehnte. Diese Zeit haben wir nicht mehr“, erläutert Detlef Fischer die Position des VBEW dazu.
Nachhaltiger Ressourcenschutz
Neben quantitativen Gesichtspunkten ist die Qualität der Wasserressourcen die wichtigste Voraussetzung für eine hochwertige, sichere und bezahlbare Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser. Bayern setzt im Vergleich zu anderen Bundesländern auf vergleichsweise kleine Wasserschutzgebiete, unter der Prämisse des allgemeinen flächendeckenden Grundwasserschutzes. Dazu kommt, dass dauerhaft mehrere hunderte Verfahren zur Überprüfung und Neuausweisung von Schutzgebieten offen sind. Um auch zukünftig einen anforderungsgerechten Trinkwasserschutz gewährleisten zu können, müssen diese Verfahren zügiger abgeschlossen werden. Auch die Belastungen insbesondere im Grundwasser müssen effektiver als bisher reduziert werden. „Wir sehen am Dauerthema Nitrat, dass wir uns auf einem konstant hohen Belastungsniveau bewegen. Die europäische Kommission hat zudem nochmals bestätigt, dass Deutschland die EU-Nitratrichtlinie nicht ausreichend umsetzt. Wir müssen die Versorgung mit Trinkwasser jetzt nachhaltig sichern. Die Politik und ihre Verwaltung müssen dringend wieder lernen Probleme rechtzeitig und strategisch anzupacken. Wie bei der Corona-Pandemie jeder Welle hektisch und unstrukturiert hinterherzulaufen, führt in der Energie- und Wasserversorgung in ein einziges Desaster“, mahnt Detlef Fischer.
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